202
Earl der Grosse regierte 47 Jahre, von 768 Ms 814. Sein. Sohn,
Ludwig der Fromme, folgte ihm in der Regierung (von 814 — 840). Die
Söhne Ludwigs desfrommen aber theilten das grosse fränkische Reich
durch den Vertrag zu verdün (843) in: Frankreich, Italien und Deutschland.
So wurde Deutschland ein für sich bestehendes Reich, welches Ludwig der
Deutsche erhielt. Mit der deutschen Königswürde blieb aber auch die rö-
mische Kaiserwürde verbunden. —Im Jahre 911 starb das karolingi-
sche Geschlecht in Deutschland aus, und dieses wurde ein Wahlreich.
Die deutschen Fürsten wählten nun Konrad von Franken (regierte von
911—918); alsdann folgten Könige aus dem sächsischen Geschlecht
(von 918—1024). Unter den sächsischen Königen ist besonders bemerkenswerth:
13. Heinrich I., auch Heinrich der Vogelsteller
genannt.
' (919-936.)
„Heinrich der Vogelsteller!" Ein sonderbarer Name! Wer war
dieser Vogelsteller? Ein Herzog von Sachsen war er, ein mächtiger,
frommer Herr. Darnm wählten ihn auch die Deutschen im Jahre 919
zu ihrem Könige. Die Boten, welche ihm die Nachricht von seiner
Wahl zum Könige brachten, sollen ihn bei der Stadt Quedlinburg
beim Finkenfange angetroffen haben, daher sein Beiname.
Zu seiner Zeit war das arme Deutschland ein sehr unglückliches,
trauriges Land. Von Südosten her jagten häufig auf ihren schnellen
Pferden die Hunnen oder Ungarn herein, trieben den Bauern ihr Vieh
weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen. Und sainmelte sich
nun erst langsam ein Haufen deutscher Krieger wider sie und fing an,
sich in Marsch zu setzen, dann waren sie samnll ihren Leuten schon
lange wieder fort, weit, weit über alle Berge. — Und von Nord-
osten her kamen zu Zeiten die Wenden und machten's eben so. Das
war eine traurige Zeit. — Was that da der weise, der bedächtige
Heinrich?
Zunächst schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit den ge-
fährlichen Ungarn und gelobte ihnen einen neunjährigen Tribut. Dafür
sollten sie nicht mehr nach Deutschland kommen und das Vieh wegtreiben.
Sie waren auch damit zufrieden. Und nun begann im ganzen deut-
schen Reich eine bessere Zeit, überall ein reges und thätiges Leben.
Ueberall fing man an, Häuser zu bauen und hier und da einen Haufen
derselben mit einer Mauer und mit einem Wassergraben zu umziehen.
Solch eine ummauerte Stätte nannte man Stadt oder Burg und ihre
Bewohner Bürger. Aber die Städte waren noch leichter zu bauen,
als Bewohner dafür zu finden; denn die Deutschen liebten das Wohnen
auf dem Lande und sagten: „Sollen wir uns lebendig begraben lassen?
Deine Städte sind nichts anders, als Gräber." Da befahl Heinrich,
die Leute sollten loosen, und je einer aus neunen, den das Loos treffe,
sollte vom Lande in die Stadt ziehen. Damit sie das aber um so
lieber thun möchten, gab er den Städten viele Vorrechte, so daß die
Bürger hinter ihren Mauern nach und nach viel freier wurden, als die
Bauern, welche damals ihren Edelleuten oder Klöstern als Leibeigene
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Fromme Ludwig Ludwigs Ludwig_der
Deutsche Ludwig Konrad_von_Franken_( Konrad Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich_der_Vogelsteller Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Deutschland Deutschland Deutschland Sachsen Quedlinburg Deutschland Ungarn Deutschland
204
Eine zahllose Volksmenge harrte auf den Straßen und im Dome
auf den feierlichen Zug, und die Geistlichkeit, angethan mit prächtigen
Gewändern, hatte sich an der Pforte des Gotteshauses versammelt, den
König zu empfangen. Als dieser unter dem Jubelruf des Volkes er-
schien, trat der Erzbischof von Mainz, Hildebert, hervor und
faßte des Königs rechte Hand und führte ihn in die Mitte der Kirche,
wo er von dem ganzen versammelten Volke gesehen werden konnte.
Dann sprach er: „Hier steht der von Gott erkorne, vom König Hein-
rich bezeichnete und von den Fürsten anerkannte König der Deutschen.
Wenn das Volk diese Wahl billiget, so erhebe es zum Zeichen dessen
die^Rechte auf zum Himmel!" Jubelnd streckten alle die Hand empor,
der betäubende Zuruf: „Heil unserm König Otto! Heil seinem
Geschlecht!" erfüllte die Tempelhallen, und draußen vor den Thüren
wiederhallte dieser Ruf von den Tausenden, die die Mauern umjauchzten.
Chöre fielen ein und sangen Psalmen, Pauken und Trompeten schmetter-
ten dazwischen, und die Geistlichen sanken am Altare nieder, um des
Himmels Segen auf den neuen Herrscher herabzuflehen.
Als der erste Sturm der Begeisterung vorüber war, führte der
Erzbischof den König vor den Altar, wo die Reichskleinodien lagen.
Er umgürtete ihn mit dem Reichsschwert — legte ihm den Königs-
mantel an,— gab ihm das Zepter in die Hand, salbte ihn mit
geweihetem Öle und setzte ihm mit Hülfe der Erzbischöfe von Köln
und Trier die Krone auf das Haupt. Nachdem dieses geschehen war,
führten ihn alle drei auf einen Thron, der zwischen zwei Marmorsäulen
aufgerichtet war, hielten ein feierliches Hochamt und ließen den Lobgesang
anstimmen.
Da saß der vierundzwanzigjährige König; das blühende Gesicht und
die hohe Stirne von blonden Locken umwallt. Er gedachte an die
Thaten des unter ihm in der Gruft ruhenden Kaisers Karl und ge-
lobte im Herzen, jenes großen Vorfahren würdig zu regieren. Aller
Blicke waren auf den sinnenden König gerichtet, bis er sich endlich er-
hob und die Kirche verließ. Unter erneutem Beifallsruf bewegte sich
der Zug in die königliche Pfalz, wo das Krönungsmahl begann. Die
deutschen Herzoge hatten die Bewirthung übernommen, und rechneten es
sich zur Ehre, ihm persönlich zu dienen und bei der Tafel aufzuwarten.
Der Herzog Eberhard von Franken trug die Speisen auf, er war
Truchseß; Hermann, Herzog in Schwaben, schenkte den Wein ein
und verrichtete das Amt eines Mundschenken; Arnulf, Herzog von
Bayern, sorgte für das Hoflager und das Heer, er verrichtete die
Geschäfte eines Marschalls; der Herzog Giselbert von Lothrin-
gen sorgte für die königlichen Zimmer, er war Kämmerer. So
entstanden die sogenannten Erzämter am kaiserlichen Hofe, welche bei
der Krönung ein Vorrecht der Wahlfürsten (Kurfürsten) blieben, die
sie aber nachher nicht mehr in eigener Person, sondern durch ihre Ge-
sandten verrichteten. Die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier-
nahmen von jetzt an das Krönungsrecht in Anspruch. —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Hildebert Gott Otto Karl Karl Eberhard_von_Franken Hermann
209
Drei hundert Jahre lang erhielt sich die deutsche Hansa auf dieser
Höhe ihrer Gewalt und ihres Ansehens. Als aber ihr Zweck erreicht,
das heißt die Sicherheit und Ausbreitung ihres Handels nach
Wunsch befördert war, trat wieder eine Stadt nach der andern von
dem Bunde ab; und so blieben am Ende nicht mehr, als die drei
Städte Hamburg, Lübeck und Bremen übrig, die auf dem letzten
Bundestage im Jahre 1630 ihren Verein erneuerten und bis auf diesen
Tag den-Namen der Hansastädte beibehalten haben.
Nach dem Aussterben des hohenstaufischen Kaisergeschlechts
(1254). war grosso Verwirrung in Deutschland. Denn von 1254 bis 1273
hatte Deutschland so gut als gar kein Oberhaupt, und deshalb hat man
diese Zeit das Interregnum oder das Zwischenreich genannt. Mord
wurde auf offener Strasse verübt; vorüberziehende Wanderer wurden beraubt;
blühende Dörfer und Städte eingeäschert, und kein Richter war zu finden,
der solchem Gräuel gewehrt hätte. Ein jeder suchte sich selbst zu helfen,
und die Rache war oft weit schrecklicher, als das verübte Verbrechen.
Diese böse Zeit, in der nicht das Recht, sondern die Gewalt — die
stärkste Faust — obsiegte, nennt man auch die Zeit des Fanstrechts. Solchem
Zustande wünschten die deutschen Fürsten ein Ende gesetzt. In dem
schweizerischen Grafen Rudolph Voil Habsburg, glaubte man den Mann
zu erkennen, den das Reich bedürfe, und man irrte sich nicht, als man ihn
zum deutschen Kaiser wählte; denn er war es, der durch seine Strenge
gegen die Raubritter Gesetz und Ordnung wieder herstellte und das Faust-
recht beschränkte.
19. Rudolph von Habsburg.
(1273-1291.)
Die kaiserlose Zeit war eine schreckliche Zeit gewesen für das
deutsche Reich. Da versammelten sich die deutschen Fürsten zur Kaiser-
wahl. Der Erzbischof Werner, von Mainz brachte den schweizeri-
schen Grafen Rudolph von Habsburg in Vorschlag, den er auf
einer Reise nach Rom kennen gelernt hatte. Rudolph bot ihm damals
freundlich Schutz und Begleitung durch die Schweiz an, und Werner
sprach beim Abschiede die Worte: „Edler Graf, könnte ich späterhin
den mir erwiesenen Dienst durch die That vergelten!" Jetzt war die
gelegene Zeit. —
Ein andermal war Rudolph auf die Jagd gegangen. Im Walde
begegnete er einem Priester, welcher zu einem Kranken wollte, um
ihm das heilige Abendmahl zu reichen. Der angeschwollene Bach
hatte aber den Steg weggerissen, und eben wollte der Priester das
Wasser durchwaten; da stieg Rudolph von seinem Pferde und half
dem Priester hinauf. Als dieser andern Tags dem Grafen das Pferd
zurückbrachte, schenkte es ihm Rudolph mit den Worten: „Verhüte
Gott, daß ich ferner das Pferd zum Jagen benutzen sollte, welches zu
so heiligem Dienste gebraucht worden ist; behalte es für dich zu ähn-
lichen Diensten!"
Dieser fromme und tapfere Graf wurde nun fast einstimmig er-
wählt, und herrlich hat er das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt.
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausg. j
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolph_Voil_Habsburg Rudolph_von_Habsburg Werner Rudolph_von_Habsburg Rudolph Werner Rudolph Rudolph Rudolph
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Bremen Deutschland Deutschland Mainz Rom
210
Zuerst zog er gegen den widerspenstigen König Ottokar von Böh-
men, der sich während des Interregnums auch noch der Länder
Österreich, Steiermark, Kärnthen und Krain bemächtigt hatte.
Auf dem Marchfelde — in Österreich — kam es zur Schlacht, in
welcher Ottokar sein Leben verlor. Nun machte er sich an die Zer-
störung der Raubschlösser. Einst zerstörte er ihrer in einem Monat
über sechszig. Die adligen Räuber ließ er so gut bestrafen und hin-
richten wie andere. „Keinen halte ich für adlig," sagte er, „der
von Raub und unehrlicher Hantierung lebt." Dabei blieb er auf
dem Kaiserthrone immer einfach und menschenfreundlich, und wurde daher
zuweilen auf seinen Reisen gar nicht als Kaiser erkannt. Als er mit seinem
Hoflager einst bei Mainz stand, ging er in seinem einfachen Wamms auch
in die Stadt. Da es strenge Kälte war, trat er in das offene Haus
eines Bäckers, um sich zu erwärmen. Die Bäckersfrau hielt ihn für einen
gemeinen Soldaten, schalt über seine Dreistigkeit und schimpfte auf die
Soldaten und den Kaiser. Als dieser die Schimpfreden lächelnd an-
hörte, wurde die Frau so aufgebracht, daß sie einen Topf Wasser nahm
und den Kaiser damit begoß. Durchnäßt, doch ganz gelassen, verließ
er das Bäckerhaus. Mittags schickte er durch einen Diener der Frau
einige Schüsseln mit Essen und ließ ihr sagen, das schicke der Soldat,
den sie Vormittags so unfreundlich behandelt habe. Als dieselbe er-
fuhr, daß der Geschimpfte der Kaiser sei, lief sie eilend hinaus, warf
sich Rudolphen zu Füßen und bat um Verzeihung. Er aber belegte sie
mit der Strafe, daß sie den ganzen Vorfall der Gesellschaft nochmals
erzählen mußte. —
Gern hätte Rudolph vor seinem Tode seinen Sohn Albrecht zu
seinem Nachfolger erwählt gesehen; aber hierin waren ihm die deutschen
Fürsten nicht zu willen. Er starb 1291 zu Germers heim.
Rudolph von Habsburg hatte nach der Besiegung Ottokars
die österreichischen Länder seinem Sohne Albrecht gegeben, und
so wurde er der Gründer der Macht des Habsburgischen Hauses^
aus welchem die jetzigen Kaiser von Österreich stammen.
26. Der Graf von Habsburg.
Zu Aachen in seiner Kaiserpracht,
Im alterthümltchen Saale,
Saß König Rudolph's heilige Macht
Beim festlichen Krönunqsmahle.
Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins
Es schenkte der Böhme des perlenden Weins
Und alle die Wähler, die Sieben,
Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt,
Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt,
Die Würde des Amtes zu üben.
Und rings erfüllte den hohm Balkon
Das Volk in freud'gem Gedränge;
Laut mischte sich in der Posaune Ton
Das jauchzende Rufen der Menge:
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Extrahierte Personennamen: Ottokar_von_Böh- Ottokar Ottokar Ottokar Rudolph Albrecht Albrecht Rudolph_von_Habsburg Ottokars Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Krain Mainz Ottokars Habsburg Aachen Rheins
283
2. Als der Brucken nun war geschlagen, dass man kunnt mit Stuck und
"Wagen frei passir’n den Donaufluss, hei Semlin schlug man das Lager, alle
Türken zu verjagen, ihn’n zum Spott und zum Verdruss.
3. Am einundzwanzigsten August so eben kam ein Spion hei Sturm und
Regen, schwur’s dem Prinzen und zeigt’s ihm an, dass die Türken futragiren,
so viel als man kunnt verspüren, an die dreimalhunderttausend Mann.
4. Als Prinz Eugenius dies vernommen, liess er gleich zusammenkommen
seine General’ und Feldmarschall. Er that sie recht instruiren, wie man sollt’
die Truppen führen und den Feind recht greifen an.
5. Bei der Parole that er befehlen, dass man sollt die Zwölfe zählen hei
der Uhr um Mitternacht. Da sollt all’s zu Pferd aufsitzen, mit dem Feinde
zu scharmützen, was zum Streit nur hätte Kraft.
6. Alles sass auch gleich zu Pferde, jeder griff nach seinem Schwerte, ganz
still rückt man aus der Schanz. Die Musketier, wie auch die Reiter, thäten
alle tapfer streiten, ’s war fürwahr ein schöner Tanz.
7. Ihr Constahler auf der Schanze, spielet auf zu diesem Tanze mit Car-
thaunen gross und klein! Mit den grossen, mit den kleinen auf die Türken,
auf die Heiden, dass sie laufen all’ davon.
8. Prinz Eugenius wohl auf der Rechten that als wie ein Löwe fechten,
als Gen’ral und Feldmarschall. Prinz Ludewig ritt auf und nieder: Halft
euch brav, ihr deutschen Brüder, greift den Feind nur herzhaft an!
9. Prinz Ludewig, der musst’ aufgehen seinen Geist und junges Lehen,
ward getroffen von dem Blei. Prinz Eugen war sehr betrübet, weil er ihn
so sehr geliehet, liess ihn bringen nach Peterwardein. (Volkslied.)
7. Der reichste Fürst.
1. Preisend mit viel schönen Reden ihrer Länder Werth und Zahl, ihrer
Länder Werth und Zahl, sassen viele deutsche Fürsten einst zu Worms im
Kaisersaal, einst zu Worms im Kaisersaal.
2. „Herrlich“, sprach der Fürst von Sachsen, „ist mein Land und seine
Macht, Silber hegen seine Berge wohl in manchem tiefen Schacht.“:,:
3. „Seht mein Land in üpp’ger Fülle,“ :,: sprach der Pfalzgraf von dem
Rhein „gold’ne Saaten in den Thälern, :,: auf den Bergen edler Wein.“ :,:
4. „Grosse Städte, reiche Klöster,“ :,: Ludwig, Herr zu Bayern, sprach, :,:
„schaffen, dass mein Land dem euern :.: wohl nicht steht an Schätzen nach.“ :,:
5. Eberhard, der mit dem Barte, :,: Würtemberg’s geliebter Herr, :,: sprach:
„Mein Land hat kleine Städte, :,: trägt nicht Berge, silberschwer.“
6. „Doch ein Kleinod hält’s verborgen: — :,: dass in Wäldern, noch so
gross,:,: ich mein Haupt kann kühnlich legen, :,: jedem Unterthan in Schoss 1“ :,:
7. Und es rief der Herr von Sachsen, :,: der von Bayern, der vom Rhein:
„Graf im Bart! ihr seid der Reichste, :,: Euer Land trägt Edelstein!“ :,:
(Just. Keraer.)
8. Die Lore-Ley.
(Alte Sage vom Lurlei-Felsen.)
1. Ich weiss nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin?
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig Hiesst der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
2. Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr gold’nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei,
Das hat eine wundersame,
Gewalfge Melodei.
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Extrahierte Personennamen: August Eugenius Eugenius Ludewig Ludewig Eugen Eugen Ludwig Ludwig Eberhard Melodei
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 25. Die ersten Hohenzollern in der Mark.
47
1411 Jobst, und Sigismund übertrug die Verwaltung des unglücklichen
Landes seinem weisen und treuen Freunde, dem Burggrafen Friedrich
von Hohenzollern.
§ 25. Die ersten Hohenzollern in -er Mark.
1. Abstammung. Im Schwabenland zwischen Neckar und Donau
unweit des Hohenstaufen steht noch heute die Stammburg der Hohen-
zollern. Die Hohenstaufen verliehen ihnen die Burggrafschaft zu Nürnberg.
Als Burggrafen hatten die Hohenzollern des Kaisers Güter zu verwalten
und waren an seiner Stelle die Richter und Kriegsherren in jenen Gebieten.
Durch ihre Kaisertreue, Klugheit und Sparsamkeit vergrößerten sie ihr Be-
sitztum, so daß sie Karl Iv. zu unmittelbaren Reichsfürsten erhob. Burg-
graf Friedrich Vi. war ein kluger und starker Mann. Ihm verdankte Sigis-
mund die Kaiserkrone. Da Friedrich außerdem über reiche Geldmittel verfügen
konnte, so schien er dem Kaiser der rechte Mann zu sein, dem heimgesuchten
Brandenburg wieder aufzuhelfen.
2. Friedrich wurde 1411 Statthalter in der Mark. Die Städte
begrüßten ihn freudig. Aber die Ritter, an ihrer Spitze die Quitzows,
spotteten über den „Nürnberger Tand" und meinten: „Wenn es auch ein
ganzes Jahr Burggrafen von Nürnberg regne, so wollen wir in der Mark
doch keinen aufkommen lassen." Friedrich gewann ihrer viele durch Güte
für sich, aber gegen die Widerspenstigen übte er eiserne Strenge. Er be-
lagerte die Quitzows in dem festen Schlosse zu Friesack und zerstörte die
festen Mauern mit den vierundzwanzigpfündigen Kugeln einer Donner-
büchse, die man „faule Grete" nannte, weil sie so schwer fortzubringen
war. Nun mußten die Unholde fliehen oder sich ergeben, Ruhe und Sicher-
heit kehrten bald wieder ein.
Belehnung. Friedrich hatte zur Herstellung der Ordnung in der
Mark viel Geld gebraucht. Der immer geldarme Kaiser konnte ihm das-
selbe nicht erstatten, darum trat er Friedrich 1415 die Mark mit der Kur-
würde als erblichen Besitz ab. — 1417 fand in Konstanz die feierliche
Belehnung statt. — Bis an sein Lebensende, 1440, sorgte Friedrich, nun
der Erste geheißen, für die Wohlfahrt seines Landes. Seine Gemahlin,
die schöne Else, war ihm dabei eine treue Gehilfin.
3. Friedrich Ii., sein Sohn, folgte ihm in Brandenburg. Er erhielt
seiner eisernen Willenskraft wegen den Beinamen der Eiserne. Als solcher
zeigte er sich den freiheitslustigen Städten. Berlin widersetzte sich ihm,
er bezwang es, nahm ihm manche Freiheit und erbaute an der Spree ein
festes Schloß. Das war der Anfang des heutigen Königsschlosses. — Um
die immer noch sehr rohen Adeligen zu frommen und wahrhaft edlen Rit-
tern zu machen, stiftete erden Schwanenorden. Ihm folgte sein Bruder
4. Albrecht Achilles. Er war der prächtigste und tapferste Ritter
im Reiche, aber in der Mark, bei den noch ungebildeten märkischen Edel-
leuten, gefiel es ihm nicht. Darum setzte er seinen Sohn Johann zum
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Friedrich
von_Hohenzollern Friedrich Karl_Iv Karl Friedrich_Vi Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann
Extrahierte Ortsnamen: Donau Nürnberg Brandenburg Friesack Konstanz Brandenburg Berlin
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
14
§ 10. Heinrich I.
§ 10. Heinrich I. (919—936).
1. Nach dem Aussterben der Karolinger wühlten die Herzöge, veran-
laßt durch die gemeinsame Not (§ 9. 9), den Herzog Konrad von Franken
zum König. So wurde Deutschland ein Wahlreich; doch blieb man gern
bei dem einmal erwählten Herrscherhause. — Als aber Konrad die Macht der
Herzöge beschränken wollte, brach allerorten Streit aus. Auch der aus-
wärtigen Feinde, namentlich der Ungarn, konnte er nicht Herr werden. —
Sterbend empfahl er seinen mächtigsten Gegner, Herzog Heinrich von
Sachsen, als Nachfolger.
2. Heinrichs Wahl und erste Regierungszeit. Die Fürsten
folgten diesem Rate und brachten Heinrich die Nachricht von seiner Wahl,
als er sich (der Sage nach) gerade auf der Jagd am Vogelhcrde befand.
Von diesem Zusammentreffen erhielt er den Beinamen der „Finkler" oder
„Vogelsteller". (Vogl: Heinrich der Vogler.) Heinrich war ein frommer
und tapferer Fürst. Seine Gegner unter den Fürsten besiegte er mehr
durch kluge Rede als durch das Schwert. Er verlangte von ihnen nur,
daß sie ihn als Oberhaupt anerkannten. Mit den Ungarn, die wieder in
das Reich eingefallen waren, schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand
und zahlte ihnen Tribut.
3. Jetzt galt es, das Land zu schirmen und das Volk wehrhaft zu
machen. Noch lebten die Deutschen, besonders die Sachsen, am liebsten auf
ihren einsamen Höfen; die Städte mit ihren Mauern erschienen ihnen wie
Gräber. Heinrich legte feste Burgen an und umgab viele offene Orte mit
Mauern und Gräben. Jeder neunte Mann mußte in diese Burgen ziehen;
die draußen wohnenden Bauern hatten dagegen den dritten Teil ihrer
Ernte in Städte zu liefern. Dafür fanden sie in den Kriegsjahren
Schutz in denselben. Die Bewohner derselben nannte man Bürger. So
entstanden Städte wie Quedlinburg, Merseburg und Meißen. Er übte
aber auch sein Volk im Kriegsdienste. Bürger und Bauern bildeten das
Fußvolk. Die Adeligen wurden geübt im Reiterdienste; das war notwen-
dig, um den gut berittenen Ungarn widerstehen zu können.
4. Im Kampfe gegen die Wenden übte und erprobte Heinrich
sein Heer. Die Wenden, zwischen Elbe und Oder wohnend, zogen sich bei
Heinrichs Nahen in das feste, von Sümpfen umgebene Brennabor zurück.
Da Frost eintrat, konnte Heinrich bis an die Mauern der Stadt vorrücken,
und bald mußte sich diese ergeben. Die Wenden unterwarfen sich des
Königs Oberhoheit, und dieser gründete die Nordmark 929; sie ist der An-
fang des Preußischen Staates.
5. Jetzt konnte Heinrich den Kampf gegen die Ungarn wagen. Er
verweigerte ihnen den Tribut, und als sie 933 wieder ins Reich ein-
fielen, stellte er sich ihnen mit seinem Heere unweit Merseburg ent-
gegen. Mit dem Rufe: „Kyrie eleison!" stürzten sich die Deutschen auf
die Ungarn und trugen nach blutigem Ringen den Sieg davon. Die Mehr-
zahl der Ungarn ward erschlagen oder kam auf der Flucht um. König
Heinrich starb 936 zu Memleben und liegt in Quedlinburg begraben.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Konrad_von_Franken Konrad Konrad Heinrich_von
Sachsen Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Vogl Heinrich_der_Vogler Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
18
§ 13. Der erste Kreuzzug.
Aufgaben: 1. Erkläre Heinrichs I. Beinamen: Finkler, Städteerbauer! 2. Wie
rüstete sich Heinrich I. zum Entscheidungstampfe gegen die Ungarn? 3. Wie suchte
Otto I. die Kaisergewalt zu befestigen? 4. Erzähle von Ottos Kämpfen! — 5. Warum
wies Heinrich Iv. die Forderungen Gregors Vii. zurück? 6. Heinrich Iv. in Worms
und in Kanossa! 7. Nenne die Kaiser aus dem sächsischen und fränkischen Hause! 8.
Erkläre: Wahlreich, Erzämter, Simonie, Zölibat, Investitur, Bann!
8 13. Der erste Kreuzzug.
1. Ursache. Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung
waren viele frommen Christen nach Palästina gepilgert, um an den heiligen
Stätten, wo der Heiland und seine Apostel gewandelt waren, ihre Andacht
zu verrichten. Besonders zahlreich geschahen solche Wallfahrten, seitdem
Helena, die Mutter des ersten christlichen römischen Kaisers (Konstantin)
zu Jerusalem die Kirche des heiligen Grabes hatte erbauen lassen. Ein Gebet,
an dieser Stelle gesprochen, hielt man für ganz besonders wirksam. —
Hierin wurden die christlichen Pilger auch dann wenig gestört, als die
Araber Jerusalem erobert hatten. Im 11. Jahrhundert aber wurden die
Türken Herren des Landes. Von ihnen wurden die heiligen Stätten ent-
weiht, die dort wohnenden Christen harr bedrückt und die fremden Pilger
ausgeplündert, mißhandelt oder gar getötet. Die Klagen der ins Abend-
land Heimkehrenden reizten die gesamte Christenheit zu wildem Grimm.
Namentlich taten dies die Erzählungen eines Pilgers, namens Peter aus
Amiens (Amiäng), der selbst schwere Mißhandlungen erfahren hatte und,
heimgekehrt, Italien und Frankreich durchzog. Papst Urban Ii. berief
eine Kirchenversammlung nach Clermont (westlich von Lyon) in dieser An-
gelegenheit, forderte zur Befreiung Palästinas auf und riß die Herzen
aller Zuhörer durch seine Rede hin. Voll Begeisterung rief alles Volk:
„Gott will es!" Tausende hefteten auf ihre rechte Schulter ein rotes
Kreuz, um als Kreuzfahrer an dem Zuge nach Palästina, den man Kreuz-
zug nannte, teilzunehmen. Ungeordnete Scharen machten sich sogleich auf
unter Führung des feurigen Peter, doch fanden sie meist kläglichen Untergang.
2. Gottfried von Bouillon (Bnjong), Herzog von Lothringen, war
einer der Hauptführer, die inzwischen ein geordnetes Heer sammelten, das
an Grafen, Rittern und Volk über V2 Million zählte. Auf verschiedenen
Wegen zog man bis in die Nähe von Konstantinopel. Von hier aus
setzten die Kreuzfahrer nach Asien hinüber. Hunger und Durst, das un-
gewohnte Klima und ausbrechende Seuchen rafften Tausende hin. Viel-
fache Überfälle der Türken und Uneinigkeit unter den Führern hielten die
Kreuzfahrer auf. Endlich gelangten sie vor das feste Antiochia, das er-
obert wurde. Bald darauf aber schloß eiu Türkenheer die Christen in der
Stadt ein, und die Not war groß. (Auffindung der heiligen Lanze.) Doch
voll Todesverachtung stürzten sich die halbverhungerten Pilger auf die
Türken und erzwangen sich den Weg nach Jerusalem, bei dessen Anblick
sie auf die Kniee fielen und weinten.
3. Die Eroberung Jerusalems aber war schwierig, denn die Stadt
war stark befestigt und wurde von 60000 Streitern verteidigt. Zudem
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs_I. Heinrich_I. Otto_I. Otto_I. Ottos Heinrich_Iv Heinrich Gregors Heinrich_Iv Heinrich Apostel Helena Konstantin) Grimm Peter Urban Peter Gottfried_von_Bouillon_(Bnjong
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ottos Worms Kanossa Palästina Amiens Italien Frankreich Clermont Lyon Palästina Lothringen Konstantinopel Asien Antiochia Jerusalem
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
38
§ 22. Der Schmalkaldische Krieg.
bedrückten Bauern rotteten sich 1525 in Süd- und Mitteldeutschland zu-
sammen und verübten an Rittern und Geistlichen, Burgen und Klöstern
die ärgsten Greuel. Die Fürsten und Herren taten sich zusammen, um
den Ansstand zu unterdrücken. Dies geschah im Süden durch den Truchseß
von Waldburg mit großer Härte. In Thüringen wurden die Vauernhorden
bei Frankenhausen geschlagen, ihr Führer Thomas Münzer gefangen
genommen und hingerichtet. In diesen Unruhen, Bauernkrieg genannt,
sind 150 000 Bauern umgekommen. — In dem auch lutherisch gewordenen
Münster fanden sich viele der falschen Propheten ein, die dem Bauernkriege
entronnen waren, gewannen hier die Oberhand und führten die Güter-
gemeinschaft, die Wiedertaufe Erwachsener und die Vielweiberei ein. Nach
langer Belagerung eroberte der vertriebene Bischof die Stadt und hielt ein
strenges Strafgericht über die Hauptaufwiegler.
8. Luthers Tod. Luther beklagte es tief, daß die Spannung zwischen
Katholiken und seinen Anhängern immer größer wurde. Ein blutiger Kampf
war kaum noch zu vermeiden, da der Kaiser der alten Lehre treu geblieben
war und aufs neue feindlich gegen die Protestanten auftrat. — Im Januar
1546 wurde Luther von dem Grafen von Mansfeld eingeladen, um einen
Familienstreit beizulegen. Auf der Hinreise erkältete er sich und starb am
18. Februar zu Eisleben, seine Seele Gott befehlend. Seine Leiche wurde
nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
§ 22. Der Schrnalkalvische Krieg.
1. Den protestantischen Fürsten hatte es Vorteil gebracht, daß der
Kaiser, welcher ihren Neuerungen abhold war, in viele Kriege verwickelt
wurde. Gegen Frankreich hatte er vier große Kriege zu führen. Im ersten
derselben nahm er sogar den König von Frankreich bei Pavia gefangen.
Auch gegen die Türken hatte er mehrmals ziehen müssen, ebenso gegen
mohammedanische Seeräuber, die an der Nordtuste Afrikas einen eigenen
Staat gegründet hatten und den Handel des Mittelländischen Meeres schwer
schädigten. In allen diesen Kriegen hatte er auch die Hilfe der protestan-
tischen Neichsstände gebraucht und ihnen dafür, wenn auch widerwillig, manche
Zugeständnisse machen müssen. Jetzt waren alle diese Kriege beendigt, und
der Kaiser wollte nun die religiösen Streitigkeiten in Deutschland beilegen.
— Kurz vor Luthers Tode war endlich das lange versprochene Konzil zu
Trient in Welschtirol zusammengetreten. Auch die Protestauten wurden
zur Beschickung desselben aufgefordert. Sie meinten aber, an einem Konzil,
das der Papst leite, könnten sie nicht teilnehmen und beschickten dasselbe
nicht. Auch einen Reichstag des Kaisers besuchten sie nicht. Diese Weige-
rung erzürnte den Kaiser so sehr, daß er die Führer des Schmalkaldischen
Bundes, den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Land-
grafen Philipp von Hessen, in die Acht erklärte. Diese rüsteten sich mit
vielen protestantischen Städten zum Kampfe. Auf des Kaisers Seite standen
die katholischen Fürsten und Herzog Moritz von Sachsen — ein prote-
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von
Extrahierte Ortsnamen: Süd- Mitteldeutschland Thüringen Frankenhausen Mansfeld Eisleben Wittenberg Schloßkirche Frankreich Frankreich Pavia Afrikas Deutschland Welschtirol Sachsen
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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22. Der Schmalkaldische Krieg.
bedrückten Bauern rotteten sich 1525 in Süd- und Mitteldeutschland zu-
sammen und verübten an Rittern und Geistlichen, Burgen und Klöstern
die ärgsten Greuel. Die Fürsten und Herren taten sich zusammen, um
den Ausstand zu unterdrücken. Dies geschah im Süden durch den Truchseß
von Waldburg mit großer Härte. In Thüringen wurden die Bauernhorden
bei Frankenhausen geschlagen, ihr Führer Thomas Münzer gefangen
genommen und hingerichtet. In diesen Unruhen, Bauernkrieg genannt,
sind 150 000 Bauern umgekommen. — In dem auch lutherisch gewordenen
Münster fanden sich viele der falschen Propheten ein, die dem Bauernkriege
entronnen waren, gewannen hier die Oberhand und führten die Güter-
gemeinschaft, die Wiedertaufe Erwachsener und die Vielweiberei ein. Nach
langer Belagerung eroberte der vertriebene Bischof die Stadt und hielt ein
strenges Strafgericht über die Hauptaufwiegler.
8. Luthers Tod. Luther beklagte es tief, daß die Spannung zwischen
Katholiken und seinen Anhängern immer größer wurde. Ein blutiger Kamps
war kaum noch zu vermeiden, da der Kaiser der alten Lehre treu geblieben
war und aufs neue feindlich gegen die Protestanten auftrat. — Im Januar
1546 wurde Luther von dem Grafen von Mansfeld eingeladen, um einen
Familienstreit beizulegen. Auf der Hinreise erkältete er sich und starb am
18. Februar zu Eisleben, seine Seele Gott befehlend. Seine Leiche wurde
nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt.
§ 22. Der Schmalkaldische Krieg.
1. Den protestantischen Fürsten hatte es Vorteil gebracht, daß der
Kaiser, welcher ihren Neuerungen abhold war, in viele Kriege verwickelt
wurde. Gegen Frankreich hatte er vier große Kriege zu führen. Im ersten
derselben nahm er sogar den König von Frankreich bei Pavia gefangen.
Auch gegen die Türken hatte er mehrmals ziehen müssen, ebenso gegen
mohammedanische Seeräuber, die an der Nordküste Afrikas einen eigenen
Staat gegründet hatten und den Handel des Mittelländischen Meeres schwer
schädigten. In allen diesen Kriegen hatte er auch die Hilfe der protestan-
tischen Reichsstände gebraucht und ihnen dafür, wenn auch widerwillig, manche
Zugeständnisse machen müssen. Jetzt waren alle diese Kriege beendigt, und
der Kaiser wollte nun die religiösen Streitigkeiten in Deutschland beilegen.
— Kurz vor Luthers Tode war endlich das lange versprochene Konzil zu
Trient in Welschtirol zusammengetreten. Auch die Protestanten wurden
zur Beschickuug desselben aufgefordert. Sie meinten aber, an einem Konzil,
das der Papst leite, könnten sie nicht teilnehmen und beschickten dasselbe
nicht. Auch einen Reichstag des Kaisers besuchten sie nicht. Diese Weige-
rung erzürnte den Kaiser so sehr, daß er die Führer des Schmalkaldischen
Bundes, den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Land-
grafen Philipp von Hessen, in die Acht erklärte. Diese rüsteten sich mit
vielen protestantischen Städten zum Kampfe. Auf des Kaisers Seite standen
die katholischen Fürsten und Herzog Moritz von Sachsen — ein prote-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Johann_Friedrich_von_Sachsen Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Moritz_von
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